Mittwoch, 29. April 2015
Kriminalität
Dass die Kriminalität hier deutlich höher ist als in Deutschland und dass Buenos Aires als gefährliche Stadt zählt, ist jedem bewusst. Wenn man hier lebt, bekommt man so einiges mit...

Allein wenn man nur durch die Stadt fährt sieht man, dass Buenos Aires eine gefährliche Stadt sein muss. Vor jeder Tür befindet sich noch eine Stahltür, welche man separat aufsperren muss. Außerdem ist jede Tür mit mindestens zwei Schlössern ausgestattet und auch vor den Fenstern sind Gitter. Balkone in den untersten Stockwerken sind rundherum mit Gittern versehen und erinnern an einen großen Vogelkäfig. Wenn man ein Haus mit Garten besitzt, ist dieser meistens von einer Mauer umgeben. Auch Stacheldraht bekommt man hier häufig zu sehen. Reichere Familien besitzen zudem unzählige Überwachungskameras.
Oft fühlt man sich sehr beobachtet und etwas eingesperrt. Schließlich gleichen manche Häuser Gefängnissen. Einerseits ist man froh über den Schutz, aber auf der anderen Seite bekommt man auch Angst daduch. Diese ganze Sicherheit existiert schließlich nicht aus Spaß und wenn man überlegt, was hier passiert kann, wenn die Häuser nicht so abgesichert sind, wird man schon ziemlich eingeschüchtert.

Auch in der Schule bekommt man das alles mit. Es ist alles eingezäunt und abgesperrt. In einem kleinen Häuschen sitzt ein Security-Mann und sperrt jedes Mal die Tür auf, wenn jemand das Schulgelände betreten oder verlassen möchte. Selbst wenn man spät abends noch an der Schule vorbeikommt, sieht man noch jemanden in dieser kleinen Hütte sitzen. Natütlich sind auch hier einige Kameras. Außerdem gibt es Prezeptoren, die jede Stunde checken, ob alle Schüler in den Klassen sitzen. Dies machen sie allerdings weniger, weil sie schauen möchten, ob jemand nicht zum Unterricht erscheint. Der eigentliche Grund dafür ist, dass die Schule in einem etwas gefährlichen Viertel liegt, wo es hin und wieder Überfälle gibt, wodurch Schüler "verschwinden" bzw. verletzt werden könnten.
Erst vor ein paar Wochen gab es einen Vorfall, bei welchem Schülern die Handys abgenommen wurden. Und das war nicht das einzige Mal.
Aus diesem Grund sagen die Lehrer und Gasteltern immer, dass wir unsere Handy nicht auf der Straße und auch nicht in öffentlichen Verkehrsmittel benutzen sollen. Weil genau da suchen sich die Täter ihre Opfer aus. Uns wird immer gesagt, dass, falls einmal etwas passieren sollte, wir einfach alles, was sie wollen, hergeben sollen und danach so schnell wie möglich weglaufen und Hilfe suchen müssen. Denn die Täter haben meistens nur einen Plan A und sind oftmals noch unerfahren. Wenn man dann anfängt zu verhandeln, werden sie ungeduldig und unangenehm. Außerdem weiß man nie, ob sie Waffen bei sich tragen.

Auch durch Polizisten, die an vielen Straßenecken stehen, kann man sich leicht vorstellen, was hier teilweise los sein muss...

Es gibt relativ oft Demonstrationen, wodurch das Zentrum gesperrt werden muss. Sie können friedlich verlaufen, aber auch in Chaos enden. Als wir neulich mit dem Bus von einer Exkursion wieder mit zur schule gefahren sind, konnten wir nicht mehr weiterfahren weil es eine Demonstration gab. Plötzlich haben wir einen lauten Knall sowie Polizeisirenen gehört. Danach folgten weitere Schläge. Zuerst ist man geschockt und denkt an das Schlimmste. Später haben wir dann gesehen, dass die Geräusche von Rauchbomben verursacht worden sind.

Bei einer anderen Exkursion, relativ am Anfang unseres Austausches, hab ich einen gefährlich aussehenden Mann gesehen. Er hatte ein Brecheisen in der Hand und hat getestet, ob die Autos abgeschlossen sind. Und das, obwohl es mitten am Tag war und es unzählige Leute um ihn herum gab.

Und erst vor ein paar Tagen, nur ein paar Straßen von der Schule entfernt, sind Lioba und mir plötzlich zwei Männer entgegengerannt gekommen. Der eine ist dem anderen hinterhergelaufen und hat ihn als Räuber beschuldigt. Kurz vor uns gab es eine Tankstelle, bei welcher sie mehr oder weniger angehalten haben und der Mann Hilfe gesucht hat. Da die Männer sehr nahe bei uns waren, haben wir sofort die Straßenseite gewechselt und sind zügig weitergelaufen.
Wir waren zunächst einmal total geschockt und hatten nur noch ein Ziel: schnell weg von hier! Auch wenn einem immer wieder erzählt wird, dass es hier gefährlich ist, ist man auf eine solche Situation doch nicht vorbereitet. Wir hatten auch total Angst, was wohl passieren wird und ob jemand eine Waffe bei sich trägt. Glücklicherweise waren noch ein paar andere Menschen in der Nähe und es ist auch nichts weiter passiert, zumindest nicht solange wir in der Nähe waren.

Wenn einem so etwas passiert, dann wird einem erst wieder bewusst, wie gefährlich es hier doch sein kann! Obwohl einem immer wieder gesagt wird, dass man aufpassen muss, bekommt man meistens nichts davon mit. Solche Vorfälle sind auch eher selten. Trotzdem ist man danach wieder viel vorsichtiger unterwegs als davor und überlegt sich das ein oder andere besser zwei Mal.
Außerdem ist man total froh, dass es bei uns daheim anders zugeht!

Zum Glück ist uns sonst noch nichts passiert und das wird auch hoffentlich so bleiben!

~ Lara

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